Quelle: MZ (vom 23.06.2024)
Der Schwandorfer „Opern-Sommer“ war eine Huldigung an den Oberpfälzer Komponisten Christoph Willibald Gluck. Im Untertitel wurde diese Abendveranstaltung in der Oberpfalzhalle bezeichnet mit „Gluck’s Momente“ – Opernspektakel mit Tiefgang.
Als Einleitung des Abends wählte Dirigent Wolfgang Kraus Glucks wohl bekanntestes Kirchenmusikwerk, das „De profundis clamavi“, eine Vertonung des Bußpsalmes 130 („Aus der Tiefe rufe ich zu dir“) aus. Mit diesem Chorwerk aus dem Jahr 1787, wohl das letzte kurz vor Glucks Tod, stellte sich der Oratorienchor Schwandorf zusammen mit dem Chor des Regensburger „Collegium musicum“ und dem Orchester „Camerata Schwandorf“ vor.
Die polyphon vertonten Verse wie auch die homophonen Abschnitte arbeitete Kraus vor allem durch die dynamischen Gegensätze deutlich heraus. So konnten sich die zahlreichen Konzertbesucher bereits als Einstimmung an dem wohlklingenden Chor und dem exakt begleitenden Orchester erfreuen. Gleichzeitig erlebte man aber auch eine Seite des großen Opernkomponisten, die nicht zu sehr bekannt ist.
Bedeutung des Komponisten erkannt
Die Bedeutung Glucks in der Musikgeschichte verdankt der große Komponist nämlich seinen zahlreichen Opern. Werden an großen Opernhäusern immer wieder seine Werke aufgeführt, so sind seine Opern für viele, selbst Opernliebhaber, doch relativ unbekannt. Aber mit den Wiederaufführungen der Theaterwerke von Händel und weiteren Barockkomponisten erfuhren auch die Opern Glucks, gleichsam als Bindeglied zu Joseph Haydn, Antonio Salieri und dem frühen Wolfgang Amadeus Mozarts wieder mehr Beachtung.
Dass diese Bedeutung weiter zunimmt, kann man nicht nur an historischen Spielstätten wie dem Schloss Bayreuth feststellen. Dazu hat nun auch die Konrad-Max-Kunz-Fördervereinigung Schwandorf einen wesentlichen Beitrag als Veranstalter mit dem Oratorienchor geleistet. Unter der großartigen Regie von Ian Owen wurden verschiedene Opern Glucks ausdrucksvoll vorgestellt: So erklang Musik aus „Armide“, „Alceste“, „Iphigenie en Tauride“ und aus seiner wohl bekannteste Oper „Orfeo ed Euridice“.
Einfluss von Georg Friedrich Händel
Bereits aus diesen Titeln geht hervor, dass er wohl den Einfluss von Georg Friedrich Händel, dem er 1745 in London begegnete, und von diesem auch nachhaltigen Eindruck empfing. Denn auch Händel hatte die klassischen Sagenhelden und Götter in seinen Werken immer wieder aufleben lassen.
Dass diese Opern zum Teil auch durch Ballettpantomimen und Tanz geprägt sind, wurde durch den Choreograph und Ballettmeister Owen in diesem Konzert ebenfalls verdeutlicht. Sarah Helmy interpretierte tänzerisch mit großem Ausdruck jeweils verschiedene Rollen, so die Vertraute Armidens, aber auch die Hofdame der Alceste, die Priesterin in „Iphigenie en Tauride“ und die Furie in „Orfeo ed Euridice“.
Die Sopranistin Manuela Falk und auch die Mezzosopranistin A-Reum Lee überzeugten mit ihren Stimmen bei den aufgeführten Opern. Der schlanke Sopran eignete sich ausgezeichnet bei den ansprechenden Arien. Die Mezzosopranistin war ein „Orpheo“ mit großem Stimmumfang und auch mit einer sehr sonoren Tiefe. Und so wurde die berühmte Arie „Che forò senza Euridice“, die in deutscher Sprache auch bekannt wurde unter „Ach ich habe sie verloren“, zu einem Höhepunkt des Opernkonzerts.
Besondere Anerkennung gebührt aber auch dem Chor, der gleichsam in die Handlungen musikalisch miteinbezogen wurde. Dass alle Werke in den Originalsprachen dargeboten wurden, ist schon zur Selbstverständlichkeit geworden, zeugt aber auch von der großen Leistung der Sängerinnen und Sänger. Sarah Klos überzeugte ebenfalls und konnte als „Amor“ in Schwandorf Bühnenerfahrungen sammeln.
Kultur abseits der ausgetretenen Pfade
Wolfgang Kraus wählte nicht nur treffende Tempi, sondern begeisterte auch Chor und Orchester, so dass dieser Abend ein voller Erfolg wurde. Ein Extralob verdient die Tatsache, dass man nicht nur ausgetretene Pfade begeht, sondern dass relativ unbekannte, aber großartige Musik von den Verantwortlichen ausgewählt wurde. Gerade als Oberpfälzer ist es eigentlich allen Musikschaffenden dieser Region eine gewisse Verpflichtung, das künstlerische Schaffen, das „Landsleute“ hinterlassen haben, tatsächlich auch zu pflegen. Wolfgang Kraus und den Schwandorfer Akteuren gilt dafür besonderer Dank. So kann nur dem Satz, den Christina Fink in der Begrüßung sprach, beigepflichtet werden: Aus den „Glucks-Momenten“ wurden wahre „Glücksmomente“.
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